Mein Weg

(…) doch konnte ich mir nicht vorstellen, dieses mit Ballettschuhen zu spielen…

Photo: @weshootagency

Im Alter von 12 Jahren entschied ich mich für den Besuch der Musikschule. Eine Cousine spielte Violine und meine Mutter war stets kunstbegeistert. Als ich mich zwischen Ballett und Violine entscheiden sollte, fiel meine Wahl auf die Violine. Bis heute bereue ich es nicht. Denn ich liebte auch das Fußballspiel, doch konnte ich mir nicht vorstellen, dieses mit Ballettschuhen zu spielen…

…und beinahe hätte ich mich gegen die Musik entschieden.

Ich liebte Musik schon immer, aber in den ersten Jahren war ich mir nicht sicher, ob ich sie mein ganzes Leben lang praktizieren möchte – wer ist sich schon im Alter von 15 Jahren hierüber im Klaren? Ich mochte auch Psychologie und Biologie… und beinahe hätte ich mich gegen die Musik entschieden. Aber wie auch immer, ich bin an der Musik drangeblieben. Ich machte meinen Bachelor in Lissabon. Während dieser Zeit spielte ich auch im “Orchestra Metropolitana“ und im „Moscow Quartett“. Zudem spielte zum ersten Mal solo, durfte meine ersten Erfahrungen als Konzertmeisterin machen und vieles mehr. Nachdem ich mein Bachelor-Studium abgeschlossen hatte, war ich für eine kurze Zeit in Belgien. Danach ging ich zurück nach Portugal und unterrichtete an einer Musikschule. Kurz darauf zog es mich in die Schweiz.

Photo: @weshootagency

Ich fing mit Babysitten an…

Ich habe viel in Portugal zurückgelassen: meine Familie, meine Freunde, die Arbeit als Violinlehrerin und vieles mehr. Ich kam in die Schweiz, konnte die Sprache nicht sprechen, kannte die Kultur nicht und hatte gerade mal rund 200 € auf dem Konto. Ich fing mit Babysitten an. Gleichzeitig besuchte ich einen Deutschkurs und lernte die Sprache. Später arbeitete ich als Kellnerin in einer Brauerei und in einem Restaurant. Ich nahm an 3 Orchesterprobespielen teil, aber leider nahm ich die Geige abgesehen hiervon nur sehr selten aus ihrem Koffer. 5 Jahre vergingen und ich erinnere mich, dass ich dachte „Ich brauche keine Musik mehr“. Wie verloren musste ich zu jener Zeit gewesen sein? Um ehrlich zu sein, hätte ich die Musik mehr den je gebraucht. Ich fühlte mich so fehl am Platz. Meine Kollegen konnten meine Leidenschaft für die Musik und die Violine wenig nachvollziehen. Ich erinnere mich an ein Konzert im KKL Luzern, das ich mal wieder mit gemischten Gefühlen besuchte und mich erneut fragte: „Wann werde ich selber wieder auf der Bühne stehen?“

(…) im KKL – das erste Mal
wieder auf der Bühne!

Eines Tages, nach einem Gespräch mit einem Freund, entschied ich mich dazu, mich bei der Hochschule Luzern einzuschreiben. Zu jener Zeit hatte ich Vollzeit in einem Restaurant gearbeitet und übte jeden Tag nach der Arbeit ein Bisschen. Ich brauchte ungefähr 3 Monate, um mich vorzubereiten; ich war so erschöpft… dann kam der Tag der Aufnahmeprüfung und ich wurde angenommen! Ich fing an, bei der Sinfonietta Lucerne zu spielen und durfte mit dembeim ZSJO im Rahmen des renommierten Lucerne Festival im KKL Luzern auftreten – das erste Mal wieder auf der Bühne. Ein paar Monate später startete mein Master-Studium in Musikpädagogik und bald darauf hatte ich das große Glück, zum ersten Mal für das City Light Symphony Orchestra zu spielen. Mein Leben veränderte sich auf eine Art und Weise, wie ich es nicht mehr für möglich gehalten hatte, wobei dies oftmals eine schwere Zeit war, da ich viel Kraft für alles aufbringen musste – zumal ich immer noch im Restaurant arbeitete, um alles bezahlen zu können.

Nach meinem ersten Masterstudium setzte ich mein Studium fort und schloss 2023 mein Masterstudium in Performance mit Auszeichnung ab. Zurzeit unterrichte ich Violine an der Musikschule Oberer Sempachersee und an der Musikschule Oberseetal. Was Konzerte betrifft, so hatte ich bereits das Vergnügen, bei der JSAG, der Camerata Schweiz und dem Luzerner Sinfonieorchester zu spielen. Weiterhin macht es mir große Freude im City Light Orchestra und somit oft im wunderbaren Saal des KKL aufzutreten.